20101025

Ute Lehnes-de Fallois: ... um Gott zu gefallen

20. Sonntag nach Trinitatis - 17.10.2010
Predigt zu 1. Thess 4,1-8

Weiter, liebe Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus – da ihr von uns empfangen habt, wie ihr leben sollt, um Gott zu gefallen, was ihr ja auch tut – dass ihr darin immer vollkommener werdet.
Denn ihr wißt, welche Gebote wir euch gegeben haben durch den Herrn Jesus.
Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr meidet die Unzucht.
Und ein jeder von euch seine eigene Frau zu gewinnen suche in Heiligkeit und Ehrerbietung, nicht in gieriger Lust wie die Heiden, die von Gott nichts wissen.
Niemand gehe zu weit und übervorteile seinen Bruder im Handel; denn der Herr ist ein Richter über das alles, wie wir euch schon früher gesagt und bezeugt haben.
Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unreinheit, sondern zur Heiligung.
Wer das nun verachtet, der verachtet nicht Menschen, sondern Gott, der seinen Heiligen Geist in euch gibt.


Laßt uns in der Stille um den Segen des Wortes Gottes beten.
(Stille)

Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.
Der Herr segne unser Reden und Hören durch seinen Heiligen Geist. Amen.

Liebe Gemeinde!

1. Thema: das Leben ist nicht ein Frommsein, sondern ein Frommwerden (Martin Luther)

Das Leben ist nicht ein Frommsein, sondern ein Frommwerden,
nicht eine Gesundheit, sondern ein Gesundwerden,
nicht ein Sein, sondern ein Werden,
nicht eine Ruhe, sondern eine Übung.
Wir sind’s noch nicht, wir werden’s aber.
Es ist noch nicht getan oder geschehen.
Es ist aber im Gang und Schwang.
Es ist nicht das Ende, es ist aber der Weg.
Es glüht und glänzt noch nicht alles, es reinigt sich aber alles.

So hat Martin Luther das Leben von uns Christen beschrieben.

Ein Christ ist immer im Werden
Ein Christ ist nie fertig.
Er ist immer auf dem Weg.

Und dieses Unterwegs Sein ist es,
was uns als Gemeinde Jesu Christi miteinander verbindet.
Die Jüngeren mit den Älteren,
die Frauen mit den Männern und
die alt Eingesessenen mit den neu Zugezogenen.
Wir alle haben ein Stück unseres Weges hinter -
und ein mehr oder weniger langes Stück noch vor uns.
Die einen sind weiter und reifer, weil ihnen das Leben schon so manches geschenkt, aber auch schon so manches abverlangt hat.
Die anderen sind noch nicht ganz so weit, weil sie manche Erfahrung noch nicht machen durften - - - oder auch noch nicht mussten!
Und es nicht immer eine Frage des Alters,
wie weit wir in unserem Leben und Glauben schon gekommen sind.
Welche Erfahrungen und Erlebnisse unser Leben prägen.
Und auf welcher Etappe unseres Weges wir uns gerade befinden.

Doch ganz gleich, wo wir gerade gehen und stehen,
eines verbindet uns als Gemeinde Jesu Christi:
Im Glauben hat keiner von uns jemals ausgelernt.
Oder wie Martin Luther es sagt:
Denn das Leben ist kein Frommsein, sondern immer ein FROMMWERDEN.

Und so wird der Weg auch zugleich zu unserem Ziel:
Zum Fromm werden, zum Frömmer werden,
zur täglichen Einübung in Glaube und Gebet.
Und auf diesem Weg ist unser Ziel zugleich,
dass wir uns immer mehr dem annähern, wie Gott uns haben will,
dass wir immer mehr dem Bild gleich werden,
das ER, der Schöpfer, von uns hat,
dass wir leben als sein Ebenbild in Liebe IHM und den Menschen.

Wir sind’s noch nicht, wir werden’s aber.
Es ist noch nicht getan oder geschehen.
Es ist aber im Gang und Schwang!

2. Paulus spricht uns an

So spricht uns Paulus in unserem heutigen Predigtwort an:

Liebe Schwestern und Brüder, ihr habt von uns empfangen, wie ihr leben sollt, um Gott zu gefallen, was ihr ja auch tut. So bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus, dass ihr darin immer vollkommener werdet.

Paulus lobt uns erst einmal und will uns so Mut machen,
unseren begonnenen Weg fortzusetzen.
Der Weg, den ihr bisher gegangen seid, so sagt er,
der war gut, aber ihr könnt es noch besser,
noch vollkommener, noch inniger, noch frömmer, demütiger und liebevoller!

So bittet und ermahnt er uns,
uns immer wieder täglich neu daran zu erinnern,
wie wir leben sollen, um Gott zu gefallen.
Und wir wissen, wie wir Gott gefallen.
Christus hat es uns ja gesagt im Doppelgebot der Liebe,
dass wir den Herrn, unseren Gott lieben sollen von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Das ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Wir sollen unseren Nächsten lieben wie uns selbst.

Darum bittet und daran erinnert uns Paulus.
Doch er befiehlt es uns nicht.

Und er hat recht damit.
Denn dass ein Mensch liebevoll mit seinen Mitmenschen umgeht, sich täglich neu in die Liebe zu Gott und den Menschen einübt,
das kann man nicht befehlen!
Das muss von innen heraus aus dem Herzen kommen.
Und dazu kann man nur herzlich einladen,
manchmal auch dazu ermahnen, daran erinnern,
aber befehlen kann man es nicht!

Ich kann den Konfirmanden nicht befehlen,
dass sie doch bitte im Gottesdienst endlich aufhören sollen,
mit dem Fuß gegen die Holzbänke zu treten.
Denn schaue ich nicht hin,
werden sie es wieder tun.
Sie werden erst damit aufhören,
wenn sie verstanden haben,
dass das andere in ihrer Andacht stört!
Und dass es im Leben manchmal auch um Rücksichtnahme geht,
und nicht immer nur um das eigene Vergnügen.
Und wenn sie das nicht nur gehört und vom Kopf her vielleicht sogar verstanden haben, sondern wenn die Bitte bis in ihr Herz dringt,
dann werden sie damit aufhören.
Die Einsicht muss von innen, von Herzen kommen,
sie muss „beherzigt“ sein – im wahrsten Sinne des Wortes,
und dann wird sich das Verhalten ändern.

An der Stelle möchte ich Abbitte bei den Konfirmanden tun,
und euch sagen, dass es bei den Erwachsenen ganz genau so ist.

Denn auch Erwachsene tun manchmal Dinge, von denen sie wissen, dass sie so vielleicht nicht ganz in Ordnung sind, dass sie mit ihrem Verhalten anderen schaden, aber so lange es keiner sieht und ihnen die innere Einsicht fehlt, machen sie auch weiter wie bisher.

Fairness, Rücksichtnahme und Nächstenliebe lassen sich eben nicht befehlen, sondern sie müssen einem zur Herzenssache werden, die letzten Endes der Heilige Geist in uns bewirkt!
Und Paulus wünscht sich nichts sehnlicher für uns,
als dass wir auf unserem Weg dem Geist Gottes Raum geben und IHN in uns wirken lassen.

3. das erste Beispiel: Partnerschaft

Durch zwei Beispiele will Paulus uns das verdeutlichen.

Und er wählt dafür das sechste und das siebte Gebot:
„Du sollst nicht ehebrechen“ und
“Du sollst nicht stehlen“

Zwei Themen, die bis heute aktuell geblieben sind.
An ihnen möchte er uns zeigen, wie es konkret aussieht,
wenn die Liebe zum Maßstab unseres Handelns wird.

Zum Thema Partnerschaft schreibt Paulus:
Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr meidet die Unzucht... und ein jeder von euch seine eigene Frau zu gewinnen suche in Heiligkeit und Ehrerbietung

Damit warnt uns Paulus vor einer lieblosen Lust, die den anderen nur besitzen will, die den anderen nur haben will wie eine Sache, die man nehmen, kaufen und bei Nicht – mehr - Gefallen auch wieder wegschmeißen kann.
Das, so sagt er, macht eine Beziehung unheilig.
Denn sie raubt dem Partner die Würde,
und damit raubt sie letzten Endes auch die eigene Würde.
Menschen können sich nicht besitzen.
Ehepartner können sich nicht besitzen.
So wie man eine Sache besitzt.
Eine Sache hat man, solange sie ihren Dienst tut, solange sie einem gefällt.
Bei Nichtgefallen gibt man sie zurück,
bei einem Defekt schmeißt man sie weg.
Aber ein Mensch ist keine Sache.
Der Mensch hat eine Seele und er hat Gefühle,
und je näher sich zwei Menschen sind,
desto schmerzlicher sind die Verletzungen.

Treue und Zuverlässigkeit,
Aufrichtigkeit und Offenheit,
sind Werte ohne die es auf Dauer nicht geht.
Nicht in einer Ehe,
nicht zwischen Eltern und Kindern,
nicht unter Freunden.
Und eigentlich wissen wir das alle.
Aber beherzigen wir es auch?

In Liebe sollen wir miteinander leben.
Aufeinander Rücksicht nehmen und dem anderen Respekt entgegen bringen.

Aber schaffen wir das so selbstverständlich?
Oder müssen wir uns täglich neu darin einüben,
uns täglich daran erinnern und uns dazu manchmal auch ermahnen lassen?

Ich meine: JA.
Denn es ist nicht immer so leicht, den Versuchungen unserer Zeit zu widerstehen. Paulus nennt es Unzucht. Ich würde es in einer Partnerschaft als Untreue oder „Fremdgehen“ bezeichnen. Und da reicht die Palette weit: vom one-night stand – einmal ist keinmal- über die außereheliche Beziehung, es wird schon keiner merken, bis letzten Endes dann eben auch hin zur Scheidung, weil der eine oder die andere hat es dann eben doch früher oder später gemerkt!
Was da so harmlos daher kommt, endet oft mit tiefen Verletzungen.
Darum meidet, was euch - und euren Kindern -schadet.
Da ich selbst geschieden bin, erlauben Sie mir eine Anmerkung:

Und wenn es dann schon so ist, dass es gar nicht mehr geht, aus welchen Gründen auch immer, es muss ja nicht unbedingt die Untreue der Auslöser für eine Trennung sein, so kann ich nur aus eigener Erfahrung sagen. dann ist es gut, auch in so einer krisenhaften Zeit, zu versuchen die eigene Würde zu wahren und Gott zu bitten einem so viel Kraft zu geben, dass man dem Partner der geht, auch diese Würde zugesteht. Auch wenn die Liebe zu einem Menschen unwiederbringlich vorbei ist, ist es kein Grund, dem anderen noch mit allen mitteln Schaden zufügen zu wollen.

Aber in der Situation wird das leider viel zu oft vergessen.
Und dann wird alles nur noch schlimmer und am meisten für einen selbst.

4. das zweite Beispiel: Handel und Geld

Ich komme zum zweiten Beispiel, das Paulus wählt:
Der Umgang mit dem Geld –
Auch bis heute ein delikates Thema geblieben!

Niemand gehe zu weit und übervorteile seinen Bruder im Handel ....

Sie kennen vielleicht den Spruch:
Beim Geld hört die Freundschaft auf !
Heißt das:
Geld ist ein höheres Gut wie Freundschaft?
Oder heißt es:
Wenn es ums Geld geht, darf auch getrickst werden?
Und dem Finanzamt muß man noch lange nicht alles sagen !
Reden ist Silber, aber bei der Steuererklärung Schweigen ist Gold?
Aber auch in diesem Fall bezieht Paulus eine ganz eindeutige Position:

Gottes Gebote sind dazu da, um uns auch vor uns selbst zu schützen.
Uns davor zu schützen, dass wir uns auch hier unserer eigenen Würde und Wahrhaftigkeit berauben.
Dass wir anfangen, anderen das vorzuenthalten, was ihnen zusteht,
dass wir betrügen und
uns so auf Kosten eines einzelnen oder der Allgemeinheit bereichern.
Und am Ende dastehen, und nur noch dem Mammon dienen in der irrigen Meinung, Geld allein könne uns glücklich machen.

Davor will uns Paulus bewahren.
Er will uns davor bewahren, dem eigenen Egoismus zu verfallen und den Geist Gottes in unserem Leben zu verspielen.

Der Versuchungen und Anfechtung gibt es viele in unseren Tagen –
Und auch, wenn es uns nicht immer leicht fällt,
lassen Sie uns Liebe „üben“, im wahrsten Sinne des Wortes –
lassen Sie uns einüben in dieses Vertrauen auf Gottes Geist und lassen Sie demütig sein vor unserem Gott.

Das wird uns vor Enttäuschungen und Verletzungen bewahren,
vor Egoismus und Betrug.
Die Liebe zu Gott und den Menschen wird uns als Christen stärken auf unserem Weg, auch wenn uns viele wegen unseres Glaubens nur noch belächeln.

Dieses tägliche Einüben in die Liebe wird uns sicher niemals zu vollkommenen Menschen machen, aber es wird uns zu reiferen, gelasseneren, liebevolleren, glücklicheren und heiligeren Menschen machen.

Es ist noch nicht getan oder geschehen.
Es ist aber im Gang und Schwang.
Es ist nicht das Ende, es ist aber der Weg. Amen.


Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

20101020

Werner Otto Sirch: Neu werden ...

19. Sonntag nach Trinitatis - 10.10.2010
Predigt Epheser 4, 22-32

Liebe Gemeindeglieder,
liebe Schwestern und Brüder in Christus!

1. Hinführung

Wenn wir im Internet bei Google unter dem Stichwort „neuer Mensch“ auf Suche gehen, erhalten wir unter www.neuer-mensch.de als erste Fundstelle ein Info-Portal für Schönheitsoperationen, Brustvergrößerungen, Fettabsaugen etc.

Es scheint also Nachfrage vorhanden zu sein nach dem neuen Menschen. Man will nicht so bleiben wie man ist, will schöner und besser werden, begehrter, anziehender. Man erwartet, dass die plastische Chirurgie dabei helfen kann, solch einen Wunsch zu erfüllen. Ihr wird zugetraut, dass sie das bewältigen kann. Ein „Neuer Mensch“ werden heißt nach dem Ergebnis meiner Internetrecherche: „Neuer (gestraffter) Körper“.

Es ist aber nicht jedermanns Sache, sich freiwillig unters Messer zu legen – auch wenn es um die Schönheit geht. Also muss es auch anderes gehen, um sich zu renovieren, das Alte zu verlassen und als neuer Mensch fühlen zu können. Vielleicht hilft der Besuch in einem Modegeschäft oder Bekleidungshaus. Sich von Grund auf neu einkleiden, vielleicht hilft das. Für viele auch nicht ganz einfach, nicht nur wegen dem Fehlen des entsprechenden Kleingeldes. Manche lieben ihre alten Klamotten. In ihnen fühlen sie sich wohl, ganz „ich selbst“ und wissen nicht so recht, wie ich sie sich in ganz anderer, neuer Kleidung, fühlen sollen. Es verunsichert, durch neue Kleider ein anderer zu sein.

Vielleicht ist es doch besser, der Alte zu bleiben. Den kenne ich, mit ihm fühle ich mich sicher, auch wenn ich ihn manchmal hasse, aber er gehört zu mir und ich gehöre zu ihm.

Der Apostel Paulus hat zu diesem Thema: „neuer Mensch“ auch etwas zu sagen. Hören wir, was er im Epheserbrief im 4. Kapitel dazu schreibt.
Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet. Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit. Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind. Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen, und gebt nicht Raum dem Teufel. Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit eigenen Händen das nötige Gut, damit er dem Bedürftigen abgeben kann. Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören. Und betrübt nicht den heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt seid für den Tag der Erlösung. Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung seien fern von euch samt aller Bosheit. Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.

2. Legt ab

„Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begiereden zugrunde richtet.“
Das klingt wie ein Befehl. Als ob das so einfach wäre, einfach mal so (schnipp) und dann ist das, was mich schon immer an mir geärgert hat, weg. Meine Verträge, die ich mit mir in meinem bisherigen Leben geschlossen habe, sind aufgelöst. Ich bin plötzlich ein ganz anderer Mensch. Alles was in mir krank war, was meine Seele verletzt und verwundet hat ist geheilt. Gute Vorstellung, aber geht das so einfach? Und wie kann ich damit umgehen?

Im Rummelsberger Brevier lese ich zu diesem Text folgende Gedanken: Wer sich umzieht ist für einen Moment nackt. Wer umdenkt, erlebt zwischen alten und neuen Gedanken einen Moment der Unsicherheit, vielleicht der Leere. Wo umgeräumt wird, herrscht zwischen alter und neuer Ordnung Chaos. Wir lieben sie nicht, die Nacktheit, die Unsicherheit, das Chaos – diese Begleiter der Veränderung. Wir wollen uns keine Blöße geben. Wir wollen Ordnung und Sicherheit. Und doch ist in uns oft die Sehnsucht groß, dass sich bei uns etwas ändert, dass wir anders werden können, dass wir neu anfangen dürfen. Wir fühlen, dass manches so nicht weitergehen kann, wir möchten es besser, wir möchten es anders machen – aber wie nur? Es belastet uns, dass es auch unter uns, die wir Christen sind, Unwahrheit, Verleumdung, üble Nachrede, Diebstahl, Unversöhnlichkeit und Zorn gibt. Wir müssen zugeben, dass Wilhelm Busch recht hat wenn er dichtet:
„Wenn alles sitzen bliebe,
was wir an Hass und Liebe
so alles voneinander Schwätzen,
wenn Lügen Haare wären,
wir wären rau wie Bären
und hätten keine Glatzen.“


3. Neuwerden

Wir wollen oft anders sein, auch wenn wir uns als getaufte Christen nicht mehr im Herrschaftsbereich des Bösen wissen. In unserer Taufe haben wir das wiederbekommen, was uns einst im Sündenfall verlorengegangen war: Gottes Ebenbildlichkeit. Wir sind ein anderes Wesen geworden und doch haben wir uns immer wieder in weltliches Sündenleben hineinziehen lassen. Was haben wir alles versucht, was haben wir uns an guten Vorsätzen vorgenommen – und sind trotzdem immer wieder gescheitert!

Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit. So ist die Sichtweise des Paulus. Sie vermittelt Perspektive: Erneuert euch, ihr müsst nicht so weitermachen wie bisher. Brich mit der Sünde, die immer wieder Einfluss auf dein Leben nimmt. Brich mit ihr und zwar so gründlich, wie man ein Kleidungsstück auszieht. Manche meinen, dass man sich allmählich von seinen Sünden lösen kann und lernen muss nach und nach Gott zu lieben und mit ihm zu leben. Auf diese Weise brechen wir nie völlig mit der Sünde und geben uns nie ganz an Gott hin. So bleibt die Türe zu unserem alten Leben immer einen Spalt offen. Äußeres Verbessern, Polieren, Flicken bringt keine Änderung, bringt auch kein neues Leben hervor. Der Mensch kann nicht erneuert werden durch allmähliche Besserung.

4. Bekehrung Grundlage allen Christentums
Wenn unser Leben neu werden soll, so muss es neu geboren werden. Es muss neu geboren werden in Christus. Jesus muss in unser Herz, in unser Wesen einziehen. Er muss ein neuer Mensch werden. Paulus sagt wir sollen diesen neuen Menschen anziehen wie ein neues, unbeflecktes Kleid. Dadurch wird neues Denken, neues Reden, neues Handeln unser Leben bestimmen. Jesus wird zum Herr über uns. Unser Leben wird sich ändern. Weil Jesus bei uns eingezogen ist, darum ... ja, darum hat dies Folgen.

5. Darum ...
Paulus hält der Gemeinde in Ephesus einen Lasterkatalog vor. Einen Lasterkatalog, der auch für uns und bei uns aktuell ist. Paulus legt damit seine Finger in die Wunden der Gemeinde in Ephesus. Und er legt seine Finger auch in unsere Wunden, die wir uns geschlagen haben, weil wir in der Illusion gelebt haben, wir könnten uns vor Gott verstecken. Dabei haben wir, die wir zum Leben bestimmt sind, uns selbst verfehlt und uns vom Tod bestechen, bzw. faszinieren lassen. Wir haben uns geöffnet für Dinge die nicht von Gott sind, die Beziehungen zu anderen Menschen zerstören und oft genug unser Heil dort gesucht, wo wir getäuscht und zum Spielball anderer geworden sind. Wir haben Schaden an unserer Seele genommen. Ein Schaden der zugleich Raub an der Gemeinde und an der Ehre Gottes ist.

Paulus schreibt: Darum, weil ihr durch Christus neue Menschen geworden seid, darum lügt nicht mehr, zürnt nicht mehr, gebt dem Teufel nicht nach, stehlt nicht, lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist und betrübt den Heiligen Geist nicht usw..

Darum - weil wir durch Jesus Kinder Gottes geworden sind, können wir nicht mehr leben wie die Welt es uns vormacht. Wir können uns nicht mehr mit den Maßstäben messen nach welchen die Welt misst. Was die Welt als gut oder böse befindet braucht für den Gläubigen noch nicht gut oder böse sein. Das Urteil fällt von unserem Glauben her, es muss geistlich gerichtet sein.

Eine Folge unserer Bekehrung zu Jesus ist, dass wir die Wahrheit reden. Paulus sagt: „Legt die Lüge ab“.

6. Legt die Lüge ab

Was lügen wir uns nicht alles vor. Oft genug deshalb, weil wir nicht den Mut haben, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Wie oft lügen wir anderen etwas vor, täuschen und tricksen, führen andere hinters Licht weil wir nicht zu dem was wir getan haben stehen wollen oder stehen können, weil wir die Folgen fürchten; oder in der Lüge einen Vorteil für uns sehen. Manchmal entdecke ich, dass ich Misstrauisch bin, nicht sicher bin, ob mein Gegenüber mir die Wahrheit erzählt oder mich nur benutzen will für seine Zwecke. Folge der Lüge – wir trauen uns eigentlich nicht mehr, weil der Mensch von seinem Wesen her ein Lügner ist. Die Lüge abzulegen lässt sich nicht mit menschlichem Willensentschluss erreichen. Dort wo wir dem alten Menschen absagen, dort wird auch unser Lügenwesen sterben. Gott ist Wahrheit. Jesus ist und war der einzige Mensch, dessen Wesen stets und ständig die absolute Wahrhaftigkeit und Wahrheit war. Wenn Jesus Herr über uns wird, dann können wir keine Knechte der Lüge mehr sein. Wie wollen wir diesem Gott der Wahrheit dienen, wenn wir Lügner sind und damit Knechte dessen, der die Lüge ist?

Die Unwahrheit des Menschen beginnt nicht dort, wo bewusst die Unwahrheit ausgesprochen wird. Lüge beginnt, wo der Mensch in Gebärden, Worten und Taten, in seiner wirklichen Gesinnung, etwas ganz anderes vorgibt zu sein als er wirklich ist.

Leben ohne Gott ist und bleibt eine einzige große Lüge; denn solch ein Leben beruht nicht auf Gott, steht nicht unter der erlösende Kraft des Blutes Jesu und und der Kraftwirkung des Heiligen Geistes. Es steht als Lüge unter der Herrschaft einer widergöttlichen Macht. Wer den anderen anlügt, sei es durch Gedanke, Gebärde, Wort oder Tat, der bringt eine Störung in die Lebensgemeinschaft der Gemeinde, und zwar dadurch, dass er die Liebe und das Vertrauen, das ihn mit dem Nächsten verbindet abbricht.

7. Zorn

Der Weg der Lüge führt schnell zum Zorn.
Dort, wo man nachträgt, wo man nicht vergessen kann, dort ist man persönlich beleidigt, dort glaubt man an die eigene Ehre, die verletzt sei. Wenn man den Zorn im Herzen behält, dann bricht der menschliche Zorn bei uns ein, der ein Stück der widergöttlichen Welt ist. Lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen, das ist die des Apostels Paulus damit er sich nicht in unserem Wesen festsetzt.

Darum, liebe Gemeinde, lasst uns auf der Hut sein, beim Bösen, bei der Lüge und beim Zorn. Lasst uns nicht sicher sein, dass wir den Heiligen Zorn haben, mit dem wir als guten Eifer für die Sache Gottes eintreten. Es ist oft in Wirklichkeit nur persönliches Erregtsein und persönliches Beleidigtsein.

8. Faules Geschwätz
Ein Letztes das ich ansprechen möchte.
Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut.
Dazu habe ich eine kleine Geschichte gefunden, die ich Ihnen zum Schluss vorlesen möchte.
Ganz aufgeregt kam einer zum weisen Sokrates gelaufen: „Höre, Sokrates, das muss ich dir erzählen, wie dein Freund ... ” „Halt ein!” unterbrach ihn der Weise. „Hast du das, was du mir erzählen willst, durch die drei Siebe gesiebt?” „Drei Siebe?”, fragte der andere verwundert. „Ja, drei Siebe. Das erste Sieb ist die Wahrheit. Hast du alles, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist?” „Nein, ich hörte es erzählen.” - „So, so. Aber sicher hast du es mit dem zweiten Sieb geprüft, es ist die Güte. Ist, was du mir erzählen willst, wenn schon nicht als wahr erwiesen, so doch wenigstens gut?” „Nein, das ist es nicht, im Gegenteil.” Der Weise unterbrach ihn: „Lass uns auch noch das dritte Sieb anwenden und fragen, ob es notwendig ist, mir das zu erzählen, was dich so erregt.” „Notwendig nun gerade nicht:” „Also”, lächelte der Weise, „wenn das, was du mir erzählen willst, weder wahr noch gut noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit!”

Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit. Amen.